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Der Begriff Zytostatikum bezeichnet eine aggressive toxische Substanz, die für medizinische Behandlungen eingesetzt wird. Ein Zytostatikum erfüllt die Funktion, bestimmte Körperzellen in ihrem Wachstum zu verlangsamen oder zu stoppen, indem es deren Zellteilung eindämmt – etwa durch eine Störung des Stoffwechsels oder eine Schädigung der Zell-DNA. Zytostatika wirken nicht lokal auf bestimmte Körperstellen, sondern auf den gesamten Organismus. Ihr Ziel sind vor allem solche Zellen, die sich durch ein besonders schnelles Wachstum auszeichnen.

Der Einsatz von Zytostatika erfolgt primär in der Krebsbekämpfung. Im Rahmen einer Chemotherapie werden sie als Wirkstoffe verabreicht, um gegen die sich äußerst schnell verbreitenden Tumorzellen vorzugehen und so im günstigsten Fall das Tumorwachstum gänzlich zu unterbinden.

Neben der operativen Therapie und der Bestrahlung zählt heute die Chemotherapie zu den drei Hauptsäulen in der Behandlung von Krebs. Im Gegensatz zu Operation und Bestrahlung handelt es sich hierbei um eine systemische Therapie, die auf den ganzen Körper wirkt, also beispielsweise auch auf Metastasen unbekannter Lokalisation. Mit circa 200.000 Behandlungen pro Jahr in Deutschland erfährt der Großteil aller Krebspatienten im Laufe ihrer Therapie mindestens eine Chemotherapie. Diese Behandlungsform reicht bis in die 40er Jahre zurück und ist heute mit circa 50 verschiedenen zugelassenen Medikamenten vertreten. Im Laufe der Zeit wurden einerseits neuartige Zytostatika entwickelt, andererseits aber auch bekannte Substanzen überarbeitet, um beispielsweise Nebenwirkungen zu verringern. Selten ist es jedoch geschehen, dass auf diese Weise ein Therapeutikum durch eine neue oder verbesserte Version ersetzt wurde.

Vielmehr ist es zu einer erheblichen Zunahme der Menge erhältlicher Therapeutika gekommen, die für eine Therapie zur Verfügung stehen. Ein Nebeneffekt dieser Entwicklungen ist, dass die Wahl des zu verabreichenden Zytostatikums für Ärzte immer schwieriger geworden ist.


Unterschiedliche Kategorien von Zytostatika

Bezüglich der Einteilung der Zytostatika ist anzumerken, dass von manchen Autoren eine Unterscheidung nach chemischer Verwandtschaft verwendet wird, während andere eine Einteilung nach Wirkmechanismen verwenden. Diese Kategorien werden häufig aber auch einfach kombiniert. Wir haben nachfolgend die am häufigsten verwendeten Einteilungen wiedergegeben:

  • Alkylantien greifen direkt die Erbsubstanz (DNA) der Zellen an, indem sie diese "verkleben" und so die Vermehrung der Zellen verhindern.
  • Platinanaloga arbeiten ähnlich wie Alkylantien, benutzen aber Platin zum "Verkleben" der Erbsubstanz.
  • Interkalantien greifen ebenfalls die DNA an. Sie sorgen dafür, dass die Eiweiße, die für die Vervielfältigung des Erbguts notwendig sind, nicht mehr ihre Arbeit verrichten können.
  • Einige Antibiotika können gegen Krebszellen verwendet werden. Sie wirken dabei sehr unterschiedlich.
  • Mitose-Hemmer blockieren die Zellfunktion, welche die vervielfältigte Erbsubstanz auf die Tochterzellen aufteilt.
  • Taxane sind eine Substanzgruppe, die das Zellskelett so verändert, dass eine Zellteilung nicht mehr stattfinden kann.
  • Topoisomerase-Hemmer verhindern die Funktion bestimmter Eiweiße, woraufhin das Erbgut kaputtgeht.
  • Antimetabolite werden als falsche Bausteine in das Erbgut eingebaut, die dann die Vermehrung der Tumorzellen blockieren.
  • Darüber hinaus gibt es noch einige andere, nicht kategorisierte Zytostatika.

Welches Zystostatikum / welche Zytostatika für welchen Patienten?

Die große Herausforderung bei der Planung einer Chemotherapie ist, die geeigneten Medikamente zur Behandlung der spezifischen Krebsart zu finden. Hierbei müssen auch individuelle Faktoren des Patienten berücksichtigt werden, um zu entscheiden, ob ein Zytostatikum Aussichten auf einen Behandlungserfolg bietet. In vielen Fällen kommt nicht nur ein Wirkstoff zum Einsatz, sondern eine Kombination mehrerer Zytostatika.

Um im Vorfeld der Behandlung eine zuverlässige Vorhersage zur Eignung diverser Wirkstoffe zu ermöglichen, bietet TherapySelect Ärzten und Patienten spezialisierte diagnostische Verfahren an. Hierzu kooperieren wir mit renommierten Instituten, welche sich der Forschung im Bereich der Krebsbekämpfung verschrieben haben. Zur Ermittlung der geeigneten Medikamente bieten wir den Chemotherapie-Resistenz-Test (CTR-Test®) an.

In der nachfolgenden Tabelle finden sich die am häufigsten verwendeten Zytostatika, geordnet nach den oben erwähnten Gruppen. Darüber hinaus finden Sie auch Informationen darüber, welche der beiden diagnostischen Testverfahren die Wirksamkeit der einzelnen Medikamente testen können. Der CTR-Test hat alle häufig verwendeten Zytostatika validiert, die bei soliden Tumoren verwendet werden. Im Gegensatz dazu hat man bei der Tumorprofilierung aber noch nicht für jedes Zytostatikum einen entsprechenden Biomarker gefunden. Unsere Kooperationspartner bewerten laufend die aktuelle Literatur. So werden weitere Biomarker auf ihre klinische Relevanz begutachtet und in die Analyse aufgenommen, sobald sie klinisch validiert sind.

Chemotherapeutika
Hauptgruppen
Untergruppe Substanzname Wirksamkeit testbar mit
lebenden    Zellen  archivierten Tumor (FFPE) Blutprobe (Plasma)
Alkylantien Stickstoff-Lost-Derivate Cyclophosphamid
Ifosfamid
Melphalan
ja
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Alkylsulfonate Treosulfan ja zurzeit nein zurzeit nein
Nitrosoharnstoffe Carmustin ja zurzeit nein zurzeit nein
Sonstige Dacarbazin
Procarbazin
Temozolomid
ja
zurzeit nein
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Platinanaloga   Cisplatin
Carboplatin
Oxaliplatin
ja
ja
ja
(ja)
(ja)
(ja)
(ja)
(ja)
(ja)
Interkalantien Anthracycline Doxorubicin(Adriamycin)
Caelyx
Epirubicin
ja
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Sonstige Mitoxantron ja zurzeit nein zurzeit nein
Antibiotika   Bleomycin
Actinomycin D(Dactinomycin)
Mitomycin
ja
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Mitosehemmer   Vinorelbin
Vincristin(Oncovin)
Vinblastin
ja
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Taxane   Paclitaxel
Docetaxel
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Topoisomerase- hemmer Topoisomerase-I- Inhibitoren Topotecan
Irinotecan
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Topoisomerase-II- Inhibitoren (Epipodophyllotoxine) Etoposid = VP16 ja zurzeit nein zurzeit nein
Antimetabolite Folsäureantagonist Methotrexat
Pemetrexed
nein
nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Pyrimidinanaloga 5-Fluoruracil
Capecitabin
Cytosinarabinosid(Cytarabin)
Gemcitabin
ja
ja
ja
ja
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
zurzeit nein
Andere Zytostatika   Eribulin zurzeit nein zurzeit nein zurzeit nein
Mitotan zurzeit nein zurzeit nein
 
zurzeit nein
Trabectedin ja zurzeit nein
 
zurzeit nein

Eine Liste von zielgerichteten Krebsmedikamenten finden Sie unter dem Thema zielgerichtete Krebstherapie.


Mögliche Nebenwirkungen von Zytostatika

Da ein Zytostatikum Zellen attackiert, die sich besonders schnell teilen, sind hiervon in den meisten Fällen auch einige "teilungsfreudige" gesunde Zellen betroffen. Hierdurch kann eine Reihe von unerwünschten Effekten auftreten. Die häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie gestalten sich wie folgt:

  • Die meisten Patienten leiden an Übelkeit und Erbrechen, was durch begleitende Medikation gelindert werden kann.
  • In vielen Fällen kommt es zu Haarausfall.
  • Die Schleimhäute in Mund und Rachen können schmerzhafte Entzündungen ausbilden. Diesen lässt sich durch schonende Maßnahmen vorbeugen.
  • Auch eine Abnahme der roten und/oder weißen Blutkörperchen zählt zu den häufigen Begleiterscheinungen, wodurch unter anderem das Immunsystem geschwächt wird.

Welche Nebenwirkungen im konkreten Fall in welcher Ausprägung zu erwarten sind, richtet sich nach den jeweils verabreichten Medikamenten sowie nach der individuellen Patientensituation. Die Einschätzung obliegt dem behandelnden Arzt, der die Diagnostiken von TherapySelect zur Unterstützung heranziehen kann.


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